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Was Knigge wirklich wollte

Foto: Fotolia

Nun ist es schon wieder eine Woche her, seit ich vom großen Knigge Gipfel zurückgekommen bin. – Das waren schon drei besondere Tage auf dem Petersberg im Gästehaus der Bundesregierung. Ein besonderer Ort, tolle Referenten, spannende Themen und engagierte Teilnehmer sorgten für eine unvergessliche Zeit.

Beim Thema Knigge scheiden sich ja die Geister: Die einen sagen, ja – das ist wichtig, da sollte man sich auskennen. Übrigens, man glaubt es kaum – gerade die jungen Leute sind da sehr interessiert, wollen alles ganz genau wissen und fragen mir in meinen Seminaren Löcher in den Bauch. Die anderen rümpfen die Nase und sagen, dass ist doch alles reaktionärer Mist, den die Welt nicht braucht.
Dieses Naserümpfen hat häufig damit zu tun, dass die Menschen meinen, Knigge-Regeln seien eine Ansammlung strenger Vorschriften, die ganz genau bestimmen, wie man zu sitzen oder zu stehen hat, wie man das Messer richtig hält und Herrn oder Frau Hochwohlgeboren richtig anredet.

Das Anliegen des Freiherrn von Knigge war aber ein durch und durch demokratisches.

 

Dem 1752 in Bredenbeck bei Hannover geborenen Aufklärer ging es vielmehr darum, das Bürgertum dabei zu unterstützen, sich vom damals noch vorherrschenden Feudalabsolutismus zu emanzipieren. Er wollte eine bessere Gesellschaft schaffen, mit gleichen Rechten für alle Stände. Und er war der Überzeugung, dass dazu Ethik, Moral, Geist und Bildung, sowie Menschlichkeit und Herzenswärme notwendig waren. Gute Umgangsformen sollten dabei kein Selbstzweck sein, sondern dazu dienen, einen sympathischen, interessanten und wertschätzenden Umgang miteinander zu ermöglichen.

In seinem 1788, also ein Jahr vor der französischen Revolution erschienen Buch „Über den Umgang mit Menschen“ finden sich übrigens keine Vorschriften zu Stil und Etikette, sondern Empfehlungen zum menschlichen Miteinander. Erst in der Restaurationszeit nach 1815 wurde das Buch, das mittlerweile in jedem bürgerlichen Haushalt zu finden war, immer mehr zu einer Benimmfibel umgeschrieben.
Ich finde nur so – begleitet von einer inneren Haltung von Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen Menschen, machen Knigge-Regeln Sinn. Ohne diese Haltung bleiben Benimm-Regeln platte Attitude und verfehlen ihren eigentlichen Sinn.

Ich glaube übrigens auch, dass gute Umgangsformen eine große Hilfe sind, um die großen Herausforderungen zu meistern, vor denen wir zur Zeit stehen: Klimawandel, knapper werdende Ressourcen, Bevölkerungsexplosion und Kulturen, die durch Migration, größere Mobilität und moderne Kommunikationsmittel immer enger zusammen rücken.

Wenn wir diese Herausforderungen meistern wollen, müssen wir lernen, respektvoll und wertschätzend miteinander umzugehen. Wir müssen lernen, andere Kulturen, und damit andere Werte zu achten und so die Basis für ein gutes und faires Miteinander zu legen. Wertschätzend und respektvoll bedeutet dabei nicht, dass ich die Meinung meines Gegenübers teilen muss. Es bedeutet vielmehr, dass ich ihn in seinem Anderssein, mit seiner anderen Einstellung respektiere.

Freiherr von Knigge schreibt in seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ :
„Lerne den Ton der Gesellschaft anzunehmen, in der du dich befindest.“ – Ich glaube, die „Symphonie unserer Gesellschaft“ wird bunter, vielfältiger und voller neuer Töne werden. Tragen wir dazu bei, dass einige schöne Harmonien dabei entstehen!

Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit.

 

 

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Louise Fiegel

Louise Fiegel gilt als Expertin rund um das Thema persönliche Wirkung und Auftritt. Das Besondere ihrer Arbeitsweise: sie verbindet sämtliche Themen, die für einen überzeugenden Auftritt relevant sind.

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