Endlich schlagfertig – So nutzen Sie Standards
Standards sind die Tütensuppe der Schlagfertigkeit. Kein kulinarischer Hochgenuss, aber immer zur Hand, wenn’s mal schnell gehen muss.
Standards sollten nicht zu speziell sein, sondern für möglichst viele Situationen passen. So passt beispielsweise der Satz „Was ist denn das für eine freundliche Frage?“ auf alle unverschämten Fragen dieser Welt. Mit dieser Antwort machen Sie auf charmante Weise klar, dass die Frage gerade eben nicht in Ordnung war. Etwas direkter und damit schärfer wird der Ton, wenn Sie sagen: “Was beabsichtigen Sie mit dieser herabsetzenden Frage?“ – Sie benennen sehr konkret, wie die Frage bei Ihnen angekommen ist. Eleganter: „Wenn ich auf den sachlichen Gehalt Ihrer Frage eingehe, …“
„Wer fragt führt“ – dieser Spruch hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt.Fragen Sie nach! Das ist nach wie vor eine elegante Möglichkeit auf unfaire Fragen zu reagieren. Damit wirken Sie souverän und konstruktiv.
Stellen Sie kurze, offene Fragen. Mit den so genannten W-Fragen (wie, was, wer, wen, wofür, womit) geben Sie den Ball zurück. Sie zeigen, dass Sie den anderen ernst nehmen und gewinnen Zeit um Ihre eigenen Gedanken zu ordnen. Ihr Gegenüber muss über Ihre Frage nachdenken – und Nachdenken bewirkt immer, dass wir von der Gefühlsebene zur Sachebene wechseln. Das entspannt die Situation.
Versorgen Sie Ihren Gesprächspartner nur sparsam mit Informationen über Ihre eigene Meinung und fordern Sie eine Antwort ein.
Ein Beispiel: Wenn Sie auf den Angriff: „Sie haben ja überhaupt keine Ahnung!“ zurück fragen würden: „Meinen Sie das ernst?“, würde diese Frage sofort mit einem „Ja klar!“ zu Ihnen zurückkommen. Wenn Sie hingegen fragen: „Was genau fehlt mir denn, – Ihrer Meinung nach – an Wissen?“, muss Ihr Gesprächspartner nachdenken und der Fokus geht wieder auf die Sachebene.
Hier einige Beispiele für Frageeröffnungen:
• Was konkret verstehen Sie unter…?
• Womit vergleichen Sie…?
• Was ist denn für Sie…?
• Was genau meinen Sie mit / spricht gegen…?
• Wie darf ich Ihren Einwand interpretieren?
(gefunden im Buch „Mehr Schlagfertigkeit“ von Petra Schächtele)
Legen Sie sich eine kleine Sammlung von Antwortstandards an, die Sie üben und auswendig lernen. Das können Frageformulierungen, Witze, Zitate oder flotte Sprüche sein. Zitate haben den Vorteil, dass es sich um die Aussage eines anderen handelt. Ganz nebenbei können Sie damit noch Ihre bestechende Bildung vorführen, wenn Sie sagen: „Wie schon Einstein sagte…“, oder „Bereits Augustinus wusste, dass …“
Wie Sie an solche Standards kommen? Ganz einfach: halten Sie Augen und Ohren offen. Wenn Sie einen flotten Spruch lesen oder hören, der zu Ihnen passt, schreiben Sie ihn auf. Dann lernen Sie ihn und probieren ihn bei der nächstbesten Gelegenheit aus. Das ist übrigens ein wichtiger Punkt: Ihre Standards sollten zu Ihnen passen. Wenn Sie sich einen Standard zulegen, bei dem Sie jedes mal rote Ohren kriegen, wenn Sie ihn aussprechen, hilft das nicht wirklich.
Außerdem sollten Sie mal überlegen, in welchen Situationen Sie gerne schlagfertiger wären. Was sind Ihre Themen? Wo sind Sie am verletzbarsten? Auf diese Weise können Sie sich auch selbst Standards basteln: nehmen Sie Ihren wunden Punkt.
Überlegen Sie, – welche Angriffe haben Sie da bereits erlebt? Was genau waren die Worte, die Sie am meisten verletzt haben? Wie haben Sie reagiert, was haben Sie geantwortet? Und was war die geniale Antwort, die Ihnen eine halbe Stunde später eingefallen ist? Nehmen Sie alles, was Ihnen dazu einfällt. Lassen Sie sich neue Ideen kommen. Gehen Sie ein paar Tage mit den Sätzen spazieren. Spielen Sie mit den Ideen. Verändern Sie die Sätze. So lange, bis Sie die beste Formulierung gefunden haben. Natürlich ist diese Formulierung nicht in Stein gemeißelt. Meine Erfahrung ist, dass mancher Standard sich nach mehrmaligem Gebrauch verändert. Knackiger wird. Witziger, frecher, noch mehr auf den Punkt.
In dem Buch „Mehr Schlagfertigkeit“ von Petra Schächtele habe ich eine gute Technik gefunden, um schlagfertige Antworten zu konstruieren: Wenn es um einen Angriff zum Thema Kompetenz geht, können Sie die Formulierung „Ich kann vielleicht nicht … , aber dafür kann ich ….“ nutzen, um diesen Angriff ins Leere laufen zu lassen. Wichtig: Je weiter der zweite Teil der Aussage inhaltlich von dem entfernt ist, was der andere gesagt hat, umso größer wird der Ablenkungseffekt sein. So sagte einmal eine ältere Autofahrerin zu einem Passanten, der meinte: „Sie können ja nicht mal einparken.“ – „Ich kann vielleicht nicht einparken, aber dafür kann ich Griechisch.“
Schön ist auch, ein Wort aus der Aussage des anderen herauszunehmen und sich in der Antwort nur auf dieses zu beziehen. Das ist sehr hilfreich bei Formulierungen mit den Wörtchen „müssen“ und „glauben“.
Zwei Beispiele:
• Ein Abgeordneter sagt zu einem anderen: „Müssen Sie immer schlafen, wenn ich rede?“ Darauf antwortet der: „Nein, das mache ich freiwillig.“
• „Sie glauben wohl, wenn Sie dem Chef nach dem Mund reden, machen Sie hier Karriere?“ Antwort: „Das glaube ich nicht nur, das weiß ich.“ Oder „Das sollten Sie auch mal ausprobieren, es funktioniert wirklich.“
Schlagfertigkeit trainieren
Wichtigste Voraussetzung um schlagfertig zu reagieren ist sicher, die natürliche Beißhemmung abzulegen. Trauen Sie sich! Wenn Sie angegriffen werden, ist es Ihr gutes Recht, sich zu wehren.
Lernen Sie, kreativ mit Sprache umzugehen. Verknüpfen Sie Inhalte auf ungewöhnliche Weise miteinander.
Und zu guter Letzt: Achten Sie auf eine humorvolle Grundhaltung. Das entspannt und hilft Ihnen, die Dinge gelassener und mit dem nötigen Abstand zu sehen. Dann fließen auch die kreativen Ideen besser.
Sie haben eine tolle Idee, eine witzige Standardantwort oder eine gute Gegenfrage? Lassen Sie uns teilhaben! Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Idee als Kommentar mit uns teilen.
Tags: Auftreten, Grenzen setzen, Kommunikation, Schlagfertigkeit, Selbstbehauptung, Selbstbewusstsein, wer fragt führt