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Endlich schlagfertig – Nutzen Sie Techniken aus dem Improvisationstheater

woman holding a frying pan

Foto: Fotolia

Erste Strategie aus dem Improtraining: Spielen Sie mit Ihrem Status! 

Um einen Angriff wirksam abzuwehren, ist es wichtig, dass Sie Ihren Status bewusst einsetzen. Sie wissen nicht was Status ist? Mit Status ist hier nicht der soziale Status eines Menschen gemeint. Status im Sinne von Impro beschreibt die aktuelle Beziehung zwischen zwei Menschen. Eine Person im Hochstatus verhält sich dominant gegenüber einer Person im Tiefstatus. Eine Person im Tiefstatus ordnet sich der Person im Hochstatus unter. Dieser Status ist übrigens nicht fix, sondern verändert sich immer wieder im Laufe einer Begegnung.

 

Status wird überwiegend körpersprachlich ausgedrückt.

So ist Hochstatus Herr über Zeit und Raum. Das bedeutet, Hochstatus nimmt sich Zeit für seine Antwort, spricht ruhig, betont und laut. Auch seine Bewegungen sind langsam, bedacht und eindeutig. Die Körperhaltung ist aufrecht und gerade. Der Kopf ist ebenfalls gerade und ruhig. Hochstatus sucht den Blickkontakt und hält ihn auch. Die Gestik ist ruhig und groß, die Beine stehen etwas mehr als hüftbreit. Damit zeigt er, dass er sich den Raum nimmt, den er haben will. All das wird in Summe als Ausdruck von Souveränität wahrgenommen.

Tiefstatus hingegen antwortet sofort, wenn er etwas gefragt, oder aber angegriffen wird. Wenn er spricht, dann eher schnell, undeutlich und leise. Die Bewegungen sind fahrig und hektisch. Die Körperhaltung ist eher gebeugt und der Kopf wird häufig zur Seite geneigt. Eifriges, zustimmendes Nicken ist übrigens auch typisch für den Tiefstatus. Tiefstatus sucht zwar den Blickkontakt, kann ihn aber nicht halten. Stattdessen weicht er dem Blick des anderen eher aus. Gestik und Stand des Tiefstatus sind klein und wenig raumgreifend. Denn Tiefstatus glaubt nicht, Recht auf Raum zu haben. Er wirkt unsicher und unterwürfig.

Und Sie ahnen es sicher schon: wenn Sie angegriffen werden, sollten Sie Hochstatus einnehmen. Die (fast) nonverbale Reaktion auf einen Angriff, wie Sie es in meinem Video sehen konnten, ist nichts anderes als Hochstatusverhalten: Schweigen – Atmen – Aufrichten – langsam und deutlich nur ein bis zwei Worte sagen. Das Ganze mit entsprechender Körpersprache angereichert (Augenbraue hoch, Arme in die Taille o. Ä.)  wirkt Wunder!

Zweite Strategie aus dem Improtraining: Nehmen Sie das Offensichtliche und machen Sie es groß!

Der Klassiker: Jemand sagt zu Ihnen: „Na, du bist aber dick geworden!“ – Dann stimmen Sie zu und machen Sie das Ganze groß. Zum Beispiel: „Ja, neulich im Urlaub kam Greenpeace an den Strand und wollte mich zurück ins Meer ziehen, weil sie dachten, ich sei ein gestrandeter Wal.“. Oder: „Ja, heute morgen bin ich fast in der Haustür stecken geblieben.“.
Der Trick: Sie stimmen dem Angreifer einfach zu. Allein damit verblüffen Sie schon mal Ihr Gegenüber, der natürlich erwartet, dass Sie sich verteidigen werden. Dadurch, dass Sie jetzt noch das Offensichtliche dieses Angriffs nehmen und es maßlos übertreiben, sorgen Sie für Sprachlosigkeit und in einer größeren Runde vermutlich für einen Lacher. Das entspannt die Situation und der Angriff perlt an Ihnen ab.

Wichtig dabei: je absurder die Übertreibung, desto größer die Wirkung!

Dritte Strategie aus dem Improtraining: Finden Sie das Positive in einer Aussage!

Mal angenommen, Ihr Chef sagt zu Ihnen: „Herr Müller, Sie sind immer so langsam!“, dann beziehen Sie Ihre Antwort auf die Kernaussage „langsam“.
Eine mögliche Antwort wäre dann: „Besser langsam und fehlerfrei, als schnell und falsch.“
Oder: „Nun seien Sie mal nicht so weinerlich Frau Huber!“ – Kernaussage „weinerlich“ – mögliche Antwort: „Wenn Sie mit weinerlich meinen, dass ich Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz habe, dann freut mich das.“
Also: finden Sie die Kernaussage. Überlegen Sie, was die andere Seite der Medaille sein könnte und nutzen Sie die für Ihre Antwort.

Ein paar Beispiele: 
langsam = sorgfältig
schüchtern = kann gut zuhören, sich zurücknehmen
chaotisch = kreativ
risikoscheu = wägt alles gut ab
vorlaut = emotional, authentisch, bringt sich voll ein

Und last, but not least: Stay happy when you fail!

Ihre Antwort kam nicht an? Egal, das passiert. Laden Sie durch und schießen Sie nochmal in den Busch. Vielleicht klappt’s diesmal. Bleiben Sie locker. „Scheiter heiter“ ist das Motto im Impro. Bewahren Sie sich eine humorvolle Grundhaltung und spielerische Leichtigkeit. Denn dann kommen auch die kreativen Einfälle. Schalten Sie Ihren inneren Kritiker aus und versuchen Sie nicht, besonders originell zu sein. Nehmen Sie das erste, was Ihnen einfällt. Das ist meistens die beste Idee.

Übrigens, Schlagfertigkeit hat nicht das Ziel, den „Gegner“ schachmatt zu setzen. Es geht nicht darum, einen verbalen Schlagabtausch zu inszenieren, aus dem der eine als Verlierer und der andere als Sieger hervor geht. Es geht vielmehr darum, Grenzen zu setzen, unfaire Angriffe abzuwehren und das Gespräch wieder auf eine konstruktive Sachebene zu bringen. Deswegen sollte eine schlagfertige Antwort auch niemals beleidigend sein.

Es geht darum, den anderen aus seiner Denkrinne zu kippen. Schauen Sie sich das Bild der Frau mit der Pfanne an. Sie zieht die Pfanne ja nicht jemandem über den Kopf, sondern Sie steht da wie eine Tennisspielerin. Bereit, den Ball zurückzuspielen. Darum geht es. Nehmen Sie den Ball auf und spielen Sie ihn übers Netz.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel Spaß beim Ausprobieren und bin gespannt auf Ihre Erfahrungen!

 

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Louise Fiegel

Louise Fiegel gilt als Expertin rund um das Thema persönliche Wirkung und Auftritt. Das Besondere ihrer Arbeitsweise: sie verbindet sämtliche Themen, die für einen überzeugenden Auftritt relevant sind.

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